File:Nerz-Stola-Verarbeitung 1 - Die Stola.jpg

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Deutsch: Nerzverarbeitung (Anmerkung: Der Bildtitel ist irrtümlich. Der Artikel behandelt die Nerzverarbeitung allgemein, nicht ausschließlich das Arbeiten einer Stola).
Siehe auch die weiteren Skizzen unten.

Mit diesem Aufsatz wird beabsichtigt, einmal über die elementarsten Dinge der Nerzverarbeitung zu sprechen. Es soll die Arbeitsweise und die Wirkung der Schnittarten sowie die günstigste Ausnutzung des Felles behandelt werden. Am klarsten ist das am Beispiel einer Stola möglich. Der Einfachheit halber nehmen wir acht Felle an, die zu einer Stola verarbeitet werden sollen. Besondere Schwierigkeiten, wie z. B. das Einschneiden, sollen hierbei nicht berücksichtigt werden und bleiben einer ausführlichen Beschreibung des Nerzmantels vorbehalten.
Das schöne, gleichmäßige, edle Fell des Nerzes kommt in den verschiedensten Farben auf den Markt. Seine Beliebtheit lässt sich an den mannigfaltigen Imitationen ermessen, es gleicht aber keine diesem herrlichen Material nur annähernd. Nerz ist ein Artikel, der sich gut und auch relativ leicht, bei sachgemäßer Behandlung, verarbeiten lässt. Die immer noch steigende Nachfrage wird wohl nicht an jeden Kürschner die Aufgabe herantragen, einen Nerzmantel zu arbeiten, um so mehr wird er aber kleinere Stücke wie Krawatten, Stolen oder Boleros herstellen müssen. Bei vorausschauender Überlegung und Planung sowie Exaktheit bei der Verarbeitung wird Nerzarbeit keinem Kollegen ein Problem bedeuten.
Wie schon erwähnt, soll eine einfache achtfellige Nerzstola wie sie Abb. 1 zeigt, hergestellt werden. Es stehen acht Felle zur Verfügung, deren Inhalt mit den geforderten Streifen übereinstimmt.
1. Aufschneiden der Felle (Abb. 2)
Nerze kommen bekanntlich immer rund (zu) in den Handel und müssen folglich erst aufgeschnitten werden. Eine Nerzscheide wird vom Pumpf aus in den Balg eingeführt. Man kann jetzt schon deutlich die genaue zu trennende Linie, die Seite, erkennen. Man schneidet mit dem Haar vom Kopf zum Pumpf, und wenn das Messer auf der eingeführten Nerzscheide aufliegt, so kann beim Aufschneiden nichts verletzt werden. Beim Aufschneiden selbst verfährt man am rationellsten so, daß, wie in der Abb. 2 (gestrichelte Linie) erkennbar, der dünne Unterkiefer, das Rhomboid zwischen den Klauen und die dünne flatterige Stelle am Pumpf sofort mit entfernt werden. Unterkiefer und flache Stelle am Pumpf sind minderwertiges Material und sollte immer genügend weggeschnitten werden (Unterkiefer werden oft bei der Kollierverarbeitung zur Verbreiterung benötigt). Das Rhomboid, welches zwischen den Klauen herausfällt, hat ein gutes, festes Haar und lässt sich zusammengesetzt für schöne Innenfutter verarbeiten. Meist wird man die Felle auch zwischen den Klauen gerade aufschneiden. Das ist aber unrentabel, da das überschüssige Material an diesen Stellen ober und unterhalb der Vorderklauen in Fältchen gezweckt und dann beim Abtrennen der Klauen sowieso mit entfernt wird. Schneidet man diese Weite aber vorher schon in Rhomboidform heraus, so steht, wenn auch ein kleines Stück, zur Verfügung, mit welchem man noch u. U. etwas anfangen kann.
2. Anbrachen (Abb. 2a)
Der Kopf wird hinter den Ohren so abgetrennt, daß diese ellipsenförmig entfernt werden. (Abb. 2a) Zungen sollten nicht über 1,5 cm (Höchstrückung), oberhalb des Kreuzes nur 1 cm, gezogen werden, nötigenfalls kann man größere schlechte Stellen mit einer Doppel- bzw. Gegenzunge beseitigen. Wichtig ist, die Farbgrenzen genau zu beachten. Vor allem darf nie eine Zunge durch das Kreuz gezogen werden, da dieses einen starken Farb- und Rauchenunterschied aufweist. Nerze haben oft beriebene Stellen im unteren Drittel des Felles an den Seiten. Man muss hier die Rauche genauestens kontrollieren, bevor man diese Stellen evtl. durch einen Ellipsenschnitt entfernt. Die Rauche fällt hier stark nach der Seite zu ab und ebenso besteht eine Farbgrenze, welche durch zu breite Ellipsenschnitte sehr kontrastiert. Es ist ratsamer, Zungen zu ziehen, wenn diese Stellen breiter als 5 mm sind.
Beim Nähen ist zu beachten, daß ein kleiner Stich, aber eine nicht zu straffe Spannung eingestellt wird. Anbrachnähte mit zu straffer Spannung genäht, lassen sich beim Zwecken schlecht glattreiben. Zu viel Anbrachnähte an einer Stelle lassen den Streifen beim Auslassen dann an der entsprechenden Stelle leicht zu schmal werden, da zu viel Material für die Auslassnaht gefasst wurde.
3. Aufzwecken
Hier kann man sich die Arbeit schon sehr vereinfachen, wenn man die Nerze nach einer Durchschnittsschablone, wie Abb. 7 zeigt, aufzweckt. Aus dünnem Zeichenkarton ist leicht eine solche Schablone hergestellt. Wer öfters Nerze verarbeitet, kann sich die Arbeit wesentlich erleichtern, wenn er sich einen ganzen Satz Schablonen anfertigt. Die Schablone muss die Form des Nerzes berücksichtigen, das heißt, daß sie vom Rumpf zum Kreuz sich nur schwach, vom Kreuz zum Kopf hingegen stärker verjüngt. Das Kreuz liegt etwas unterhalb des oberen Drittels. Es folgen hier die Angaben zum Herstellen der gebräuchlichsten Schablonen, wie sie Abb. 7 zeigt.
Pumpfbreite
A-B
in cm
Kreuzbreite
C-D
in cm
Kopfbreite
E-F
in cm
Pumpf-Kreuz-Länge
AB-CD
in cm
Kreuz-Kopf-Länge
CD-EF
in cm
ca. 500 cm² 13 12,5 8,5 30 18
ca. 550 cm² 14 13,5 9 31 19,5
ca. 600 cm² 14 13,5 9 32 19,5
ca. 650 cm² 14,5 14 9,5 33 20
ca. 700 cm² 14,5 14 9,5 34 21
ca. 750 cm² 15 14,5 10 35 22
ca. 800 cm² 15,5 15 10,5 37 22
ca. 850 cm² 16 15,5 10,5 39 23
ca. 900 cm² 16,5 16 11 40 23
ca. 950 cm² 16,5 16 11,5 42 23
Wenn man von diesen so hergestellten Schablonen den genauen Inhalt ermittelt, wird sich herausstellen, daß er nicht genau mit den Angaben übereinstimmt. Das ist aber unwichtig, denn die Schablone soll ja nur ungefähr ein Anhaltspunkt beim Aufzwecken sein. Die Schablonen nach diesen Angaben sind in der Praxis hundertfach erprobt. Man hat mit den Schablonen noch einen weiteren Vorteil, daß man nämlich danach den zu erwartenden Inhalt des noch nicht aufgeschnittenen Nerzes bestimmen kann. Man legt den Nerz auf verschiedene Schablonen und kann ungefähr abschätzen, wie groß er nach dem Zwecken ausfallen wird (incl. Dehnung). Dieses Abschätzen ist nicht unbedeutend, wenn man verschiedene Nerzgrößen zur Verfügung hat, welche für eine bestimmte Mustergröße ausreichen müssen. Man kann sich also z. B. beim Händler die entsprechenden Felle aussuchen. Ein großes Plus für sparsame und rationelle Verarbeitung! Der Vorteil beim Aufzwecken nach Schablone ist nun einmal, daß alle Felle schnell und gleichmäßig aufgezweckt sind. Man braucht nicht erst den Grotzen anzunageln, sondern zweckt am Pumpf an, zieht entsprechend der Geschmeidigkeit und Zugfähigkeit des Leders das Fell in die Länge und zweckt am Kopf an. Dann zweckt man die beiden Seiten gleichmäßig auf die vorgezeichneten Linien heraus. Die Felle werden somit alle auf eine gleiche Breite gebracht, was beim evtl. Einschneiden von großem Vorteil ist. Man sollte immer auf gleiche Breite, nicht aber unbedingt auf gleiche Länge beim Zwecken achten.
Zum anderen bietet das Arbeiten nach Schablone die Möglichkeit, die Nerze von jeder beliebigen Hilfskraft aufzwecken zu lassen, ohne daß man bei der Weiterverarbeitung Schwierigkeiten hat. Bei Nerzen, die im V-Schnitt verarbeitet werden, muss die Schweifwurzel genügend ausgezweckt werden. Die Nähte werden nach dem Aufzwecken glatt gerieben und die Felle mit einer Kartoffelmehlstärke, welche dem Leder vorläufige Festigkeit beim Auslassen verleiht, bestrichen.
4. Vorbereiten zum Auslassen
Zu diesem Punkt muss vorher ausführlich auf die zu wählende Schnittform eingegangen werden. Wird das Fell im V-Schnitt ausgelassen (Abb. 3), so werden die Hinterklauen abgeschlagen, wie es die Abbildung zeigt. Gleichzeitig wird noch verbliebenes Diechenmaterial an den Hinterklauen mit entfernt. Der Schweif mit der breitgezweckten Schweifwurzel bleibt am Fell. Die Vorderklauen werden ebenfalls so abgeschlagen, daß zugleich die flachen Diechenstellen mit entfernt werden. Es entsteht hierbei hinter den Klauen ein leichter Bogen. Es ist wichtig, beim Vorzwecken schon darauf zu achten, daß die Felle in der Kreuzpartie genügend breit gezweckt werden, damit das schwache Diechenmaterial auch entsprechend wegfällt.
Wird das Fell am A-Schnitt ausgelassen (Abb. 5), so werden, zusammen mit den Hinterklauen der Schweif und an den Vorderklauen, wie die Abbildung zeigt, die Diechen etwas schlanker abgeschlagen. Zugleich werden Grotzen und Kreuz markiert. Letzteres am besten mit Rotstift, da es am ausgelassenen Streifen gut sichtbar ist und somit auch die Näherin beim Zusammennähen der Streifen darauf achten kann, daß das Kreuz auf gleiche Höhe kommt.
Nun zur Wirkungsweise der einzelnen Schnittarten.
V-Schnitt entspricht der Fellform am besten. Man soll ja auch nach den Elementarbedingungen des Auslassens immer das flache Haar unter das rauchere ziehen. Da der Nerz nach den Seiten zu flacher wird, wäre also nur der V-Schnitt angebracht. Vielfach aber hat man sich von diesen Grundregeln befreit und keine schlechten Ergebnisse erzielt.
Der V-Schnitt läßt den ausgelassenen Streifen in seiner Haarstruktur flacher erscheinen, da das Haar zur Seite strebt (Abb. 4). Ein versetzter Streifen deckt am Grotzen nicht so gut, und Unebenheiten im Haar, d. h. geringe Haarlängenunterschiede, sind leicht sichtbar. Am Kreuz hingegen deckt das Haar an den flachen Stellen beim Zusammentreffen der Seiten sehr gut und man hat die Möglichkeit, zwischen die ausgelassenen Streifen bis 5 mm breite Gallons nähen zu lassen. Ein Vorteil ist noch, daß der Grotzen schön breit erhalten bleibt.
Der A-Schnitt läßt den ausgelassenen Streifen runder in seiner Haarstruktur erscheinen, da das Haar zum Grotzen strebt (Abb. 6). Ein versetzter Streifen deckt am Grotzen gut und kleine Unebenheiten sind kaum sichtbar. Am Kreuz hingegen deckt das flache Haar beim Zusammentreffen der Seiten nicht so gut, und es muss oft nachgeschnitten werden. Es muss hier in der Kreuzgegend beim Abschlagen der Vorderklauen sehr reichlich alles dünne Haar entfernt werden. Man sollte zwischen die einzelnen Streifen beim A-Schnitt keine Gallons nähen (nachträgliche Anmerkung der Schreibkraft: lieber mal ausprobieren, vielleicht erhöht es im Gegenteil die Streifenprofilierung (4 mm)).
Im allgemeinen geht der Trend dahin, runde Streifen zu bekommen. Das ist nur mit A-Schnitt zu erzielen. Es sei aber noch dazu gesagt, daß man bei einem in seiner Struktur schon runden Fell (langes Grotzen- und kurzes Seitenhaar) die Wirkung durch A-Schnitt noch erhöhen kann. Aus einem flachen, in seiner Struktur gleichmäßigen Fell (langes Grotzen- und relativ langes Seitenhaar), kann man mit dem stumpfesten Schnittwinkel keine erhebliche Rundung mehr herauslocken. Ein Wildnerz z. B. wird erst durch A-Schnitt seine volle, schöne Rundung zur Geltung kommen lassen. Einen Nachteil muss man beim A-Schnitt in Kauf nehmen, dass nämlich die Grotzen nach dem Auslassen relativ schmal wirken. Bei schwach ausgeprägtem Grotzen läuft dieser dann beim ausgelassenen Streifen wie ein dünner Faden durch das Fell. Man muss also bei der vorherigen Bestimmung der zu wählenden Schnittart alle diese Punkte in Erwägung ziehen.
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Source Own work
Author Rudolf Toursel
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